Endlich geht es los. Sonntag Morgen um 7:20 Uhr laufe ich aus. Ich wollte eigentlich noch früher los, aber da um 4:30 Uhr Ebbe war, wäre ich nicht früher aus der Lagune gekommen.
Die Küste Istriens kenne ich schon sehr gut, daher plante ich am Anfang viel Strecke zu machen, um schnell die schönen Inseln weiter im Süden zu erreichen. Erster Stop war in Umag. Das erste Mal ganz alleine Anlegen, oweia... Zum Glück standen am Steg gerade zwei andere Segler, denen ich meine Leinen zuwerfen konnte. In Umag musste ich einklarieren. Da Kroatien nicht in der EU ist, muss man einklarieren, also sich korrekt anmelden. Das heißt Crewliste abgeben, Ausweis, Bootsführerschein und Bootspapiere vorzeigen und vor allem teuer dafür bezahlen. Permit und Kurtaxe.
Bei diesem Törn wollte ich mich ganz korrekt Verhalten und eine Angelerlaubnis erstehen, das zuständige Amt hatte geschlossen. Am Wochenmarkt erstand ich dafür einen schönen Topf Basilikum.
Während der Fahrt hatte ich permanent das Funkgerät an, um mögliche Unwetterwarnungen zu empfangen. Hier in der Nordadria gibt es die gefürchtete Bora. Ein starker Nordost-Wind, der sehr plötzlich mit ungeheurer Wucht zuschlagen kann. Das erste Mal so ganz alleine auf dem Boot und dann gleich alleine gegen die Bora. Bei so einer Vorstellung hatte ich schon Gänsehaut. Über Funk kamen dann immer wieder "Securité - Securité" Gewitter-Warnungen. Am Ufer türmten sich auch einige Wolken auf. Ich überlegte schon in Vsar zu stoppen, aber pokerte, da ich unbedingt noch weiter nach Süden kommen wollte. Letztlich habe ich es dann bis zur Marina Veruda geschafft. Hier musste ich dann an einer sehr engen Stelle mit dem Wind von vorne anlegen.
Meistens legt man in den Marinas mit dem Heck zuerst an. Über das Heck eines Bootes gelangt man leichter von Bord und man hat beim Anlegen einen besseren Überblick über die Situation. Dabei ist das Anlegen gegen den Wind relativ einfach, da sich das Boot sehr gut steuern läßt und vom Wind nicht in eine ungewünschte Richtung vertrieben wird. Mit dem Wind von vorne oder von der Seite ist das Anlegen deutlich schwieriger. Um die Richtung zu behalten muss man mit mehr Speed anlegen, gleichzeitig wird dadurch das Steuern viel schwieriger, evtl trifft man die Lücke nicht und bevor man ein Nachbarboot rammt, muss man das Manöver abbrechen. Kurz vor dem Steg wird das Boot mit dem Rückwärtsgang gestoppt, ein Boot hat ja keine Bremse. Ab diesem Zeitpunkt ist das Boot quasi manövrierunfähig und wird vom Wind weggetrieben. Ein Segelboot hat auch ohne Segel eine recht große Windangriffsfläche, daher treibt es ohne Fahrt, abhängig von der Windstärke, relativ schnell ab. Das Festmachen muss daher schnell erfolgen. Mit großer Crew, ist das kein Problem, aber alleine sehr schwierig. Eine gute Hilfe dabei ist ein sogenanntes Bugstrahlruder. Damit kann man den Bug eines Schiffes seitlich bewegen und somit gegen den Wind wieder zurück in eine gerade Position bringen.
Beim Anlegen in Veruda schrie der Marinero daher die ganze Zeit: "Push bowthruster". Leider hat die STAR kein Bugstrahlruder. Daher ich: "I don´t have". Aber es ging dann besser als gedacht, da der Wind zwar von vorne kam, allerdings auch nicht allzu heftig. Der erste Tag "unter Segel" war rum. Ich war richtig happy, alles alleine geschafft: ablegen, einklarieren, richtige Wetterentscheidungen getroffen, Segel setzten, Motor anschmeißen, navigieren, anlegen etc...