Diesel in der Kvarner Bucht

Ich stehe wieder sehr früh auf, da ich heute über die Kvarner Bucht möchte. Viel Strecke auf offenem Meer und mit Boragefahr. Ablegen, nach 10 Minuten schon wieder alleine anlegen, da ich noch voll tanken möchte. Alles geht gut. Beim Ausfahren aus der Bucht kommen mir gleich viel Wind und große Wellen entgegen. Ich drehe erst einmal wieder um,

damit ich das Boot im Schutz der Bucht vorbereiten kann. Mit Mehreren unterwegs werden alle Aufgaben verteilt und schwupp ist alles gemacht. Alleine dauert alles gefühlt ewig. Fender rein, Leinen zusammenlegen und aufräumen, Segelabdeckung wegnehmen, Segel vorbereiten und setzen und dabei immer noch auf den Kurs, den Wind und andere Boote achten. Nach 15 Minuten fahre ich immer noch im Kreis in der Bucht und bin schon total fertig, ich frühstücke in der Regel nie, das muss ich ab morgen ändern.

Mit 2. Reff im Groß laufe ich mit Motorunterstützung aus der Bucht. Dann Kurs Richtung Süden, die Wellen rauf und runter. 1,5m Wellen von schräg hinten, das ist sehr unangenehm. Sicherheitshalber ziehe ich meine Rettungsweste mit Lifbelt an. Die Fock nehme ich wieder weg, da sie zu sehr hin und her schlägt. Zu wenig Wind bei zu viel Welle.

Plötzlich bemerke ich, dass Diesel aus dem Tank ausläuft. Je nachdem wieviel ausläuft, würde sich der Diesel bei dem Geschaukel  im ganzen Boot verteilen. Ich verteile schnell Zewa sowie Saugtücher über den Tank, dann muss ich wieder an Deck um Boot und den Kurs zu kontrollieren und nach anderen Booten Ausschau zu halten. Dann wieder runter, alle Bretter rund um den Tank entfernen und das Leck suchen. Da der ganze vordere Teil des Tanks schon mit Diesel überzogen ist, kann ich zunächst gar nichts erkennen. Neue Zewa Tücher drüber. Dann wieder hoch und Kurs und Umgebung checken. Ich darf nicht zu lange unter Deck bleiben. Irgendwie habe ich in Erinnerung, dass zwei Boote, die sich mit 5kn aufeinander zu bewegen, ab dem ersten möglichen Sichtkontakt nach 15-20 Minuten zusammenstoßen.

Daher stellen sich die Einhandweltumsegler, auch in der Nacht, alle 20 Minuten den Wecker, um einmal ihre Umgebung zu checken. Ein weiteres Argument gegen eine echte Weltumsegelung.....

 


Ich hänge kopfüber im Tankbereich und entferne den Diesel, der bereits in die Bilge unter dem Tank schwappt. Die vollgetränkten Zewa Tücher stopfe ich in einen Müllbeutel. Meine Hände stinken nach Diesel, mir tropft der Schweiß von der Stirn, es ist warm unter Deck. Das Boot schwankt und stampft wie irre. Zum Glück werde ich nicht seekrank, das wäre der perfekte Moment dafür.

Endlich entdecke ich das Leck. Der Diesel rinnt aus der Dichtung der Edelstahlplatte, an der die Entnahmeschläuche befestigt sind. Scheinbar haben sich die Muttern durch Motorvibration und Seegang gelockert. Werkzeugtasche rauskramen, 13er Schlüssel. Aber erst mal wieder oben schauen, vorher mal eben Hände waschen.

Oben trifft mich fast der Schlag. Etwa 60 Meter vor mir steht ein Pfosten mitten im Wasser auf den ich zu rase. Autopilot raus und Steuer rumreißen. Fast wäre die Reise hier schon zu Ende gewesen.

Inzwischen ist wieder schön viel Diesel nachgelaufen. Zweite Zewa Rolle holen. Endlich kann ich die Muttern nachziehen, die eigentlich schon relativ fest sind, hoffentlich drehe ich sie nicht ab, nach fest kommt lose..., aber sie lassen sich gut noch etwas nachziehen und siehe da der Diesel rinnt nicht mehr. Juhu, Juhu, Juhu, ich bin total erleichtert!!!!!! Schnell wieder nach oben und die Lage checken.

Wieder unter Deck nehme ich den Rest Diesel auf und kippe eine halbe Fasche Spüli in die Bilge unter dem Tank, die zum Glück nicht mit dem Rest des Bootes verbunden ist.

Jetzt bin ich mitten in der Kvarner Bucht. Einige Segelboote kommen mir entgegen.

 

Nachdem ich die Kvarner Bucht überquert habe, überprüfe ich nochmal den Tank, alles passt. Jetzt werden die Wellen auch endlich weniger.

Vor mir taucht mitten im Meer zwischen Susak und Mali Losinj plötzlich ein Kajak mit 2 Personen auf. Sicher ein tolles Abenteuer, aber auch ein bissi irre, da sie kaum zu sehen sind und hier auch schnelle große Motorboote vorbei rasen.

Jetzt freue ich mich auf Ilovik, mein Ziel für heute, ein wunderbarer entspannter Ort.

Als ich endlich eintreffe ist im kleinen Hafen alles belegt, wobei die wenigen Boote alle längsseits liegen, scheinbar gibt es keine Muring Leinen mehr. Und zu allem Übel sind die sonst vorhandenen Bojen auch nicht da.

Was tun? Weiter nach Veli Rat noch 4h oder Umdrehen nach Mali Lojiin oder auf schlechtem Grund ankern? Ich bin ziemlich fertig und entscheide mich fürs Ankern. Auf 4 Meter werfe ich den Anker, kontrolliere mit Brille und Schnorchel die Position, das Wasser ist genauso kalt wie im Klausener... und schalte meine Anker-App ein.

Ich grille ein feines Rinderfilet, welches ich noch in Italien gekauft hatte, dazu gibt's Tomaten mit Mozzarella und kühlen Rosé.