Heute geht es weiter zur Insel Vis. Die Stadt Vis wurde bereits 371 v. Chr. gegründet ist also noch älter als Stari Grad. Mein Ziel ist aber das Städtchen Komiza im Westen der insel. In einer großen Bucht gelegen, unterhalb des 600m hohen Berges Hum, wird es in den Reiseführern als schönster Fischerort Dalmatiens beschrieben.
Beim Anlegen herrscht natürlich schon wieder Seitenwind, aber das bin ich allmählich gewohnt und komme inzwischen damit ganz gut zurecht.
Beim ersten Rundgang fällt sofort die Ruhe auf. Es ist nicht so ein irrer Trubel wie in Hvar. Hier gefällt es mir. Ich setzte mich in ein Café zu den Einheimischen und genieße die Ruhe und den Blick auf mein Boot.
Zurück zum Boot, Logbuch schreiben, Karte und Plotter für die Weiterfahrt nach Süden studieren. Ein Plotter ist so ein kleiner Bildschirm mit elektronischer Seekarte sowie integriertem GPS zur Standortbestimmung und Navigationshilfe. Dabei verrutscht mir mein Anzeigepfeil nach Westen und ich stelle fest, dass Italien gar nicht so weit weg ist. Zumindest auf dem Plotter. Oh das wäre was: italienischer Charme, Pasta und Prosecco. Ich beschließe spontan morgen weiter nach Italien zu segeln, quer über die gesamte Adria. Das wäre dann eine kleine "Atlantiküberquerung". Checke kurz das Wetter: wenig Wind aber Sonne!
Im Hafenamt bezahle ich schon mal die Liegegebühr für die Nacht, da ich um 4 Uhr morgens schon los will, damit ich die lange Strecke gut hinter mich bringe und noch bei Helligkeit ankomme. Im Dunkeln mit einem Boot anzulegen ist an sich kein Problem. In meinem Heimathafen kann ich auch bei dichtem Nebel, Regen und stockfinsterer Nacht anlegen. Aber wenn man einen Hafen nicht kennt und dort noch nie war und sich nur anhand der Seekarten und des Hafenhandbuches darauf vorbereiten kann, ist es doch sehr viel angenehmer wenn man bei Tageslicht anlegt.
Wenn man Kroatien wieder verlässt muss man auch wieder ausklarieren. Ich frage im Hafenamt, ob das jetzt schon möglich wäre, weil ja morgens um 4 Uhr wahscheinlich keiner da sein wird. Die nette Dame vom Hafenamt verbindet mich am Telefon mit der Polizei. Die meinten, das ginge jetzt nicht im voraus, sondern erst wenn man tatsächlich losfährt. Der Wachmann am Hafen meinte, ich solle morgen früh die 192 wählen, das ist unsere 110, dann komme jemand vorbei. Ungläubig schaue ich die Dame vom Hafenamt an, die zuckt auch nur mit den Schultern.
So jetzt gehts erst mal zum Einkaufen für die große Überfahrt.
Ursprünglich wollte ich viel länger in Kroatien bleiben, daher habe ich noch hunderte von Kuna. Also gibts heute Abend Henkersmahlzeit im besten Restaurant am Platze.
Während ich da so die Ruhe und meinen Fisch genieße, kommt eine chinesische Reisegruppe und setzt sich an einen der Nebentische. Einer von Ihnen packt eine Drohne aus und fliegt mit irrem Lärm direkt von der Restaurant-Terrasse damit los. Ich kann das gar nicht glauben. Abgesehen von dem Egoismus und der Ruhestörung, ist Drohne-Fliegen in Kroatien streng verboten, genauso wie Angeln ohne Genehmigung oder Bootfahren ohne Ein- und Ausklarieren.
Aber ich finde es natürlich super. Und als die Drohne endlich wieder landet, frage ich Franklin, komischer Name für einen Chinesen, ob er denn Fotos von den Booten gemacht hätte. Hatte er leider nicht. Aber macht nichts, er holt einen Reserveakku, startet wieder unter den irritierten Blicke inzwischen weiterer Gäste und macht unter meinen Anweisungen schöne Fotos von meinem Boot von oben.
Jacky verspricht mir die Fotos zu mailen, das dauere aber 10 Tage meinte er. Mal sehen.
Nachtrag:
Tatsächlich bekam ich am 22.5.18 eine mail mit dem Foto. Super cool!
Die STAR liegt links neben dem Katamaran.