Um 7:30 Uhr geht es schon los weiter Richtung Süden, vorbei am Leuchtturm von Vieste. Ich fahre früh los, da ich eine längere Strecke vor mir habe und dabei über den Golf von Manfredonia muss. Eine Strecke währenddessen ich wieder längere Zeit kein Land sehen werde. Außerdem gibt es an diesem Ostufer Italiens wenige Häfen, die ich anlaufen kann, da die meisten nicht tief genug sind oder zum Versanden neigen.
Es ist ein wunderbarer Segeltag. Blauer Himmel und Wind mit ca 16 Knoten, das sind 4 Windstärken, aus Nordwest, also genau aus der richtigen Richtung.
Weit und breit kein anderes Boot zu sehen, auch nicht auf dem AIS. Ich komme wunderbar voran der Sonne entgegen. Der Autopilot steuert und ich chillaxe an Deck.
Unglaublich aber wahr, der Basilikum aus Umag ist noch dabei. Der ist fast 2 Wochen alt!! Ich wusste nicht, dass die so solange überleben. Bei mir zu Hause in der Wohnung haben die meistens nur eine Lebenserwartung von maximal 4 Tagen.
Wäre ich auf einer echten Weltumsegelung, würde ich wahrscheinlich bald anfangen mit ihm zu reden....
Ursprünglich hatte ich geplant nach Trani zu segeln, das wären etwa 40 sm gewesen.
Aber nachdem alles so perfekt passte, Wind, Sonne und Stimmung, bin ich weiter Richtung Bari, nochmal 15sm mehr, gerast.
Erschreckend allerdings der ganze Plastikmüll, der da im Meer rumschwimmt. Alle paar Meter, konnte ich bei dem ruhigen Meer Müll entdecken. Am meisten Plastikflaschen und Styroporboxen, alleine am heutigen Tag sicherlich 50 Boxen. Aber ich sah auch Blumentöpfe, Schlappen, Sohlen, ein Spielzeugauto, Tüten und hunderte kleiner Plastikteilchen und Fetzen. Das ist mir beim Segeln noch nie so aufgefallen. Die Vermüllung der Meere scheint drastisch zuzunehmen, eine weltweite Katastrophe!
Ihr solltet Euch unten mal durch die Fotogalerie klicken.
Als Bari quer ab lag wurde ich etwas übermütig. Es lief doch super und ich hatte keine Lust auf solch einen großen Industrie- und Fährhafen. In meinem Hafenhandbuch fand ich den kleinen Hafen Mola di Bari, nochmals 13sm weiter südlich. Es stand zwar geschrieben, dass der Hafen zur Versandung neige, daher solle man sich beim Einlaufen unbedingt ganz nah an der nördlichen Mole halten.
Alles klar, kein Problem. Segel runter, Fender raus, Leinen klar machen.
Bei der Einfahrt zeigte das Echolot plötzlich nur noch 1, 0,8, 0,5, 0,1 Meter unter meinem Kiel an. Ich könnte es gar nicht glauben. In beiden Hafenhandbüchern und in 2 verschiedenen elektronischen Seekarten waren hier 4-5 Meter angegeben.
Das Ganze ging so schnell und ich war so perplex, dass ich den Rückwärtsgang nicht mehr rechtzeitig reinbekam und rums bin ich aufgelaufen. Zum Glück war ich nicht allzu schnell und es war sandiger Untergrund. Aber ich steckte erst mal fest.
Oweia. Also Rückwärtsgang rein, aber da tat sich nix. Ich habe die Motordrehzahl erhöht und mich seitlich in die Wanten gehängt um das Boot etwas zu krängen. Dann nach gefühlter Ewigkeit tat sich was. Ich kam wieder frei.
Jetzt hatte ich allerdings ein Problem. Bari lag im Norden 13sm entfernt und ich hatte ja auch noch Nordwind. Genauso weit entfernt aber Richtung Süden fand ich im Hafenhandbuch den Ort: Monopoli. Darüber steht im Hafenhandbuch: "Neigt zum Versanden, an der Mole nur wenige Plätze, meistens belegt, bei maximal 2,5 Meter Wassertiefe. Häufig bleiben Yachten stecken." Na bravo! Aber wieder 13sm zurück nach Norden, da sah ich nicht ein, meine gut gemachte Strecke wieder aufzugeben.
Also Fender wieder rein, Segel wieder rauf, zusätzlich Motor an und fast Vollgas. Es dämmerte schon und langsam wurde es kalt. Ankern kann man an diesem Küstenabschnitt nicht und der nächste Hafen wäre dann erst Brindisi, nochmal 35sm und das in der Nacht. Zum zweiten Mal auf dieser Reise war es mir ziemlich mulmig.
Und dann war die Sonne weg. Klingt etwas unglaubwürdig und sehr kitschig aber in dem Moment sind hinter meinem Boot 2 Delfine aus dem Wasser gesprungen. Es war aber tatsächlich so. Ansteuerung Monopoli.
Die Mole am Hafen sah ziemlich voll aus, nur da wo die Yachten laut Hafenhandbuch häufig steckenbleiben war noch was frei. Mir war schlecht!
Ich habe mich im Schneckentempo genähert, ein Auge auf die Mole, das andere hing am Echolot. 0,5 Meter unter dem Kiel. Dann hatte ich großes Glück. Auf dem letzten Boot war ein Pärchen aus Bremen, die meinten bei Ihnen sei 2,30 Meter Wassertiefe, das müßte schon noch gehen. Ich solle nur nicht zu weit fahren und am Ende keine Maschine mehr benutzen, da einige Taue im Wasser schwammen und irgendwelche Stahlseile unter Wasser seien. Ich hatte echt Herzrasen. Aber irgendwie ging alles wunderbar, die beiden nahmen mir meine Festmacherleinen ab und ich lag vorne mit 50cm Abstand nach Bremen und nach hinten mit 50cm Abstand zu den Stahlseilen. Das Echolot zeigte 20cm unter dem Kiel.
Mir war schlecht vor Aufregung und vor Hunger, daher gings dann schnell in die herrliche Altstadt von Monopoli. Und es gab ein Festmahl. Kaum zu glauben für 17 Euro.